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Die RhB blickt diese Woche auf das letzte Jahr zurück

Manchmal gibt es Ereignisse zu feiern und dann wieder Hürden zu überwinden. So ging es auch der RhB im vergangenen Jahr. Eine Achterbahnfahrt. 

Südostschweiz
04.05.24 - 04:30 Uhr
Graubünden
Graubünden durchqueren: Die roten Züge sind für viele Reisende wichtig, die kein Auto besitzen oder bewusst darauf verzichten. 
Graubünden durchqueren: Die roten Züge sind für viele Reisende wichtig, die kein Auto besitzen oder bewusst darauf verzichten. 
Bild Archiv

Am Ende des vergangenen Jahres kam dann die bittere Wahrheit. Seit Jahren hätte sich die RhB mit einer Auflage des Bundes beschäftigen müssen, die besagt, dass ab dem 1. Januar alle Bahnhöfe in der Schweiz auch von Menschen mit Behinderung autonom genutzt werden können müssen. Schon im November musste sich die RhB eingestehen, dass 18 Bahnhöfe nicht bis zu diesem Stichtag autonom fertiggestellt sind. Somit steht fest, dass die RhB die Ziele zur Behindertengleichstellung also nicht zu Beginn dieses Jahres umsetzen konnte.

Die Rhätische Bahn hat den Slogan «Faszinierend anders unterwegs» auf ihrer Internetseite. Für eine gewisse Faszination haben im vergangenen Jahr auch so manche Schlagzeilen gesorgt. Manche Bündnerinnen und Bündner waren davon selbst betroffen, andere haben in den Medien davon gehört. Und da das vergangene Jahr schon so weit zurückliegt und sich manch einer nicht einmal an sein Frühstück erinnern kann, hat die «Südostschweiz» einige Ereignisse zusammengetragen, bei denen die RhB für Aufsehen gesorgt hat. 

Der autonome Schienenverkehr wurde ausgebremst 

Aufsehenerregender Hingucker: Im Dezember 2017 verzückte ein selbstfahrendes Postauto auf einer Teststrecke die versammelte Schülerschaft von Maienfeld.
Aufsehenerregender Hingucker: Im Dezember 2017 verzückte ein selbstfahrendes Postauto auf einer Teststrecke die versammelte Schülerschaft von Maienfeld.
Bild Olivia Item

Schon zu Beginn des vergangenen Jahres kam die erste negative Nachricht. Viele Bahnunternehmen haben ein gemeinsames Ziel vor Augen: Die Automatisierung im Schienenverkehr voranzutreiben. So seit 2017 auch die RhB. Dieses Vorhaben wurde dann schliesslich im vergangenen Jahr auf Eis gelegt. «Das Projekt mit dem Titel ‹Smartrail 4.0› sei zu stark technisch orientiert, schwer überschaubar und zu wenig auf die internationalen Entwicklungen abgestimmt», vermeldete die «Südostschweiz» (Ausgabe vom 7. Februar 2023). 

Die RhB sparte ordentlich Strom ein

Nicht mehr so warm wie früher: Bei der kantonalen Verwaltung und bei der RhB wurde die Raumtemperatur gesenkt – auf etwa 20 Grad.
Nicht mehr so warm wie früher: Bei der kantonalen Verwaltung und bei der RhB wurde die Raumtemperatur gesenkt – auf etwa 20 Grad.
Bild Livia Mauerhofer

Der drohende Strommangel in Europa im Herbst 2022 beschäftigte auch die RhB. Somit hielt sich auch die Bahngesellschaft an den Richtwert der Raumtemperatur von 20 Grad in den Passagierzügen. «Allein mit dieser Massnahme können gemäss Dünser etwa 2400 Megawattstunden (MWh) Strom pro Winter eingespart werden», schrieben wir in einem Artikel (Ausgabe 15. Februar 2023). Doch nicht nur bei der Heizung wurde gespart, sondern auch bei der Benutzung der Lifte an den Bahnhöfen. Diese waren nur noch für Menschen mit Einschränkungen und für Warentransporte vorgesehen. Ausserdem reduzierte die RhB die Gesamtbeleuchtung, um so noch mehr Strom einzusparen. 

Bei den Reisenden seien die niedrigeren Temperaturen unterschiedlich gut angekommen. «Vereinzelte Fahrgäste finden es zu kühl, andere zu warm. Das hält sich die Waage», wurde RhB-Mediensprecherin Yvonne Dünser im Artikel zitiert. 

Keine Extrazüge für den HC Davos

Um Mitternacht fährt noch ein Bus: Der letzte Regelzug verlässt Davos Platz jeweils um 22.22 Uhr und ist bei einer Verlängerung eines HCD-Heimspiels nicht mehr zu erreichen.
Um Mitternacht fährt noch ein Bus: Der letzte Regelzug verlässt Davos Platz jeweils um 22.22 Uhr und ist bei einer Verlängerung eines HCD-Heimspiels nicht mehr zu erreichen.
Bild Archiv

Eishockeyfans mussten im vergangenen Jahr entweder den Match vorzeitig verlassen oder in Davos verweilen, wenn es zu einer Verlängerung kam. Für die HCD-Fans war das vermutlich ein bitterer Entscheid seitens der RhB. «Der letzte Zug nach Landquart verlässt Davos Platz um 22.22 Uhr. Verpasst man diesen, weil ein Spiel eben länger dauert, wird das ärgerlich. Dann heisst es nämlich irgendwo warten und die Zeit totschlagen», vermeldete die «Südostschweiz» vergangenes Jahr. In den Jahren zuvor war es anders, denn da fuhr ein Extrazug jeweils 30 Minuten nach Spielschluss ab. Ausserdem wurden Verlängerungen und Penaltyschiessen abgewartet. 

«Beobachtungen hätten gezeigt, dass viele Fans sowieso den Regelzug um 22.22 Uhr benutzt hätten», zitierte die «Südostschweiz» die Begründung der RhB. Ein zusätzlicher Punkt, weshalb die Extrazüge eingestellt wurden, sei auch der hohe Kostenfaktor gewesen. Einen kleinen Lichtblick gab es allerdings für die HCD-Fans. Da die Play-off-Heimspiele aufgrund der Fernsehübertragung erst später begannen, wurden hierfür tatsächlich wieder Extrazüge der RhB angeboten. 

Positives Feedback von Fahrgästen

Erfreuliches Umfrage-Ergebnis: Die Rhätische Bahn bewegt sich sowohl im touristischen Verkehr als auch im Pendlerverkehr auf hohem Niveau.
Erfreuliches Umfrage-Ergebnis: Die Rhätische Bahn bewegt sich sowohl im touristischen Verkehr als auch im Pendlerverkehr auf hohem Niveau.
Bild Olivia Aebli-Item

Im März vergangenen Jahres verkündete die RhB, dass die Reisenden die Hilfsbereitschaft und die Freundlichkeit des Bahnpersonals in Graubünden schätzen. Das zeigte eine Umfrage des Bahnunternehmens. «Befragt wurden Gäste im Bernina Express, Bernina Express Bus, Freizeitverkehr, Pendlerverkehr, bei Sonder- und Charterfahrten sowie am Autoverlad Vereina», schrieb die «Südostschweiz» im vergangenen Jahr. Insgesamt nahmen laut der RhB 2133 Passagiere an dieser Umfrage teil. 

Ein historischer Moment für die RhB

Nächster Halt Verkehrshaus: Zusammen mit zwei RhB-Zementwagen wird die Lok 702 vor dem neu gebauten «House of Energy» ihr neues Zuhause haben.
Nächster Halt Verkehrshaus: Zusammen mit zwei RhB-Zementwagen wird die Lok 702 vor dem neu gebauten «House of Energy» ihr neues Zuhause haben.
Bild Olivia Aebli-Item

Ende März hat sich dann ein Moment ereignet, der in die Geschichte der RhB eingeht. Die Lokomotive 702 «Curia» vom Areal Donatsch in Landquart wurde ins Verkehrshaus Luzern überführt. Somit ging für die Lok ein langes Arbeitsleben und für die RhB eine Ära zu Ende. «Am 19. Juni 1958 wurde sie in Betrieb genommen und war dann auf dem Stammnetz, auf allen Linien ausser der Bernina- und Arosalinie, im Einsatz», berichtete die «Südostschweiz».

Bernina Express wurde zum Tatort

Auf den Gleisen der Rhätischen Bahn in Chur: Philipp Gurt (links) posiert mit dem Lokführer Daniel Hänni vor dem Bernina Express.
Auf den Gleisen der Rhätischen Bahn in Chur: Philipp Gurt (links) posiert mit dem Lokführer Daniel Hänni vor dem Bernina Express.
Bild Irina Garcia

Der Haldensteiner Autor Philipp Gurt hat im vergangenen Jahr aus dem Bernina Express einen Tatort gemacht. Passend zum 50-Jahr-Jubiläum des Bernina Express erschien dann auch der Kriminalroman mit dem Titel «Mord im Bernina Express» des Haldensteiner Schriftstellers. 

Fahrleitung fällt auf Bernina Express

Fahrleitungsstörung: Der Bernina Express steht bei der Alp Grüm still.
Fahrleitungsstörung: Der Bernina Express steht bei der Alp Grüm still.
Bild Koesling Photography

Im Mai vergangenen Jahres kam es zu einer kurzzeitigen Fahrunterbrechung des Bernina Express. Grund war eine Fahrleitung, die auf den Zug gefallen war. «Eine Fahrleitung löste sich gegen 11.15 Uhr und fiel auf den Zug bei der Alp Grüm», wurde der Mediensprecher der RhB Simon Rageth in einem Artikel der «Südostschweiz» zitiert. 

Felsrutsch Brienz/Brinzauls hatte auch Einfluss auf die RhB

Kein Bahnersatz möglich: Mit der Verhängung der Phase Blau wird die Bahnstrecke zwischen Tiefencastel und Filisur gesperrt.
Kein Bahnersatz möglich: Mit der Verhängung der Phase Blau wird die Bahnstrecke zwischen Tiefencastel und Filisur gesperrt.
Bild Archiv

Der Felsrutsch in Brienz/Brinzauls im Juni vergangenen Jahres hat wohl in der ganzen Schweiz für einen stockenden Atem gesorgt. Auch die RhB hatte mit den Phasen und dem Gebiet zu kämpfen. «Die Bahnstrecke Tiefencastel–Surava ist seit Jahren Hangrutschungen ausgesetzt», wird Simon Rageth, Mediensprecher der Rhätischen Bahn, in einem Artikel der «Südostschweiz» zitiert. 

Die RhB habe sich seit Jahren schon mit dem Brienzer Rutsch befasst. In den vergangenen Jahren habe die Strecke grosse Hangbewegungen verzeichnet. Deshalb seien auch die Gleise gerutscht und im Unterhalt teuer. 

Die Krokodil-Lokomotive macht Pause

Wird es diesen Sommer nicht geben: Die Krokodil-Lokomotive Nummer 415, welche die nostalgischen Bahnwagen aus den 1920er-Jahren zieht (hier in Davos Glaris).
Wird es diesen Sommer nicht geben: Die Krokodil-Lokomotive Nummer 415, welche die nostalgischen Bahnwagen aus den 1920er-Jahren zieht (hier in Davos Glaris).
Bild RhB, Stefan Schulthess

Zwar verkehrt die historische Zugskomposition der RhB seit Juni vergangenen Jahres wieder zwischen Davos Platz und Filisur, aber ein wichtiges Detail fehlt. Bisher wurde der Nostalgiezug von der Krokodil-Lokomotive gezogen, von der nur noch zwei Stück existieren. Zu der Stilllegung der besonderen Lokomotive im Mai letzten Jahres kam es, weil in einer Routinekontrolle Rissbildungen an den Speicherrädern festgestellt wurden. 

50 Jahre Bernina Express

Weltberühmt: Gerade die Fahrt des Bernina Express über das Landwasserviadukt gehört zu den Höhepunkten der Verbindung.
Weltberühmt: Gerade die Fahrt des Bernina Express über das Landwasserviadukt gehört zu den Höhepunkten der Verbindung.
Pressebild

Im vergangenen Jahr durfte die RhB ein grosses Ereignis feiern. Der Bernina Express wurde 50 Jahre alt. Seit 1973 verbindet der Panoramazug die Kantonshauptstadt Chur direkt mit Tirano. 

Eine grosse Hürde für beeinträchtigte Menschen

Den Bahnhof der Rhätischen Bahn autonom nutzen: Der Mann steigt an einem umgebauten Bahnhof ohne Hilfe in den Zug ein. 
Den Bahnhof der Rhätischen Bahn autonom nutzen: Der Mann steigt an einem umgebauten Bahnhof ohne Hilfe in den Zug ein. 
Bild Rhätische Bahn

Am Ende des vergangenen Jahres kam dann die bittere Wahrheit. Seit Jahren hätte sich die RhB mit einer Auflage des Bundes beschäftigen müssen, die besagt, dass ab dem 1. Januar alle Bahnhöfe in der Schweiz auch von Menschen mit Behinderung autonom genutzt werden können müssen. Schon im November musste sich die RhB eingestehen, dass 18 Bahnhöfe nicht bis zu diesem Stichtag autonom fertiggestellt sind. Somit steht fest, dass die RhB die Ziele zur Behindertengleichstellung also nicht zu Beginn dieses Jahres umsetzen konnte.

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