Schönwetter: Filmemacher statt Fotograf
Das Landesarchiv hat die Filme des Fotografen Hans Schönwetter digitalisiert. Am Freitag verwandelt es den Soldenhoffsaal in ein Kino.
Das Landesarchiv hat die Filme des Fotografen Hans Schönwetter digitalisiert. Am Freitag verwandelt es den Soldenhoffsaal in ein Kino.

Hans Schönwetter (1906 – 1997) ist im Glarnerland vor allem als Fotograf bekannt. Er drehte aber auch Filme. 64 Stunden Filmmaterial sind von ihm erhalten, verteilt auf 800 einzelne Filme. Das Landesarchiv Glarus hat die Filmrollen nun digitalisiert und zeigt am Freitagabend eine Auswahl.
«Mal was anderes» seien die Filme, sagt Archivar Beat Mahler. Sonst haben sie es im Landesarchiv ja mehr mit Papier zu tun. Auf seinem Bürotisch stapeln sich die CDs: Echo vom Tödi, Glarner Hausmusik, ein bisschen Glarner Jazz, solche Sachen. Es ist der Soundtrack, den für den Filmabend zusammengestellt hat.
Die kürzesten Filme dauern nur wenige Sekunden, der längste dauert über eine Stunde. Zusammen sind die Filmstreifen 32 Kilometer lang. Für die Archivierung arbeitete das Landesarchiv mit dem Verein Memoriav zusammen. Dieser hat sich auf die Erhaltung von Film- und Tonaufnahmen spezialisiert. Das Projekt dauerte mehrere Jahre und kostete mehrere 10 000 Franken. Die Kosten teilten sich Kanton und Verein. Die Arbeit ist aufwendig: Nur schon das Material, aus dem die Filmrollen gemacht sind, muss festgestellt werden. Denn je nach Art gehen die Filme schneller kaputt und müssen schneller gerettet werden. Und solche aus Nitrat explodieren schon mal von alleine.
Die Leute aus Bern wissen zwar, wie sie mit dem Material umgehen müssen, hatten aber Mühe mit den Orten und den Menschen. Da sprang die ehemalige Archivmitarbeiterin Elsbeth Stüssi ein. «Sie kennt jeden Ecken», sagt Mahler. 200 Stunden lang schaute sich die Elmerin die alten Filme an, schrieb auf, wer und was zu sehen ist, damit man später schnell findet, was man sucht. Denn die Filme sind «das bewegte visuelle Gedächtnis des Kantons», wie Mahler sagt.
Soldaten fackeln Alp ab
Schönwetter wählte die gleichen Sujets, die auch heute noch in jedem dieser Standortmarketing-Streifen auftauchen: Landsgemeinde, Fahrt, Berge. «Eigentlich sieht es heute noch gleich aus», sagt Mahler. Nur die Menschen sind anders, ihre Kleidung und ihre Autos. Schönwetter schoss seine Filme über eine Zeitspanne von fast 60 Jahren: Die Ersten wurden 1927 aufgenommen, der Letzte 1987.
Private Aufnahmen scheinen keine darunter zu sein, die meisten dürften aus Auftragsarbeiten entstanden sein. Einige Kuriositäten finden sich aber: Ein Film zeigt, wie sie einen Segelflieger auf die Braunwaldbahn packen und durch den Tunnel hochfahren. Im Circus Knie treten dressierte Eisbären auf während Velorennfahrer 100 Runden durch die Innenstadt von Glarus strampeln. Und ein Film zeigt Soldaten, die mit einem Flammenwerfer «eine halbe Alp abfackeln», wie Mahler sagt.
Irgendwann sollen die Filme möglichst der Öffentlichkeit zugänglich sein. Einfach auf Youtube stellen wolle man sie aber nicht, denn der Kontext sei wichtig, sagt Mahler: «Sonst sind es einfach ein paar alte Filme.» Die digitalisierten Filme sind darum vorerst nur im Lesesaal einzusehen.
Freitag, 9. Juni, Soldenhoffsaal, Glarus, 19.30 Uhr. Eintritt frei.
Ueli Weber ist stellvertretender Redaktionsleiter der «Glarner Nachrichten». Er hat die Diplomausbildung Journalismus am MAZ absolviert und berichtet seit über zehn Jahren über das Glarnerland. Mehr Infos
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