Musik für alle: So rüstet sich die Musikschule Landquart und Umgebung für die Zukunft

Von Cindy Ziegler

Von Akkordeon bis Waldhorn, von Ballett bis Sologesang, von Blockflöte bis Keyboard. In der Musikschule können Kinder fast alles lernen, was die Musik hergibt. Victor Zindel ist Präsident des Vereins Musikschule Landquart und Umgebung. Er selbst spielt kein Instrument. Als Kind habe er zwar klassisch mit Blockflöte begonnen und dann auch Gitarre gelernt, sich aber dann doch dem Sport verschrieben. Als Eishockeygoalie des HC Davos dürfte er dem einen oder der anderen vielleicht noch in Erinnerung sein. Wie aber kommt er zur Musikschule? «Sport und Musik haben einiges gemeinsam. 

Beide bringen die Menschen zusammen und bieten persönliche Entwicklungsmöglichkeiten», führt er aus. Und: Die Vereine würden diesbezüglich eine wichtige Ergänzung zur Volksschule und zur Familie bieten. «Ein Instrument zu lernen braucht Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen. Der Schulbetrieb lässt das oft gar nicht mehr zu», sagt Victor Zindel, ohne es als Vorwurf zu meinen.

Immer weniger Schülerinnen und Schüler

Er ist nicht nur Sportler, sondern auch versierter Wirtschaftsmensch. Und als solcher blickt er auf den Verein, den er präsidiert, auch aus dieser Perspektive. Die Musikschule Landquart und Umgebung hat mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie viele andere Musikschulen auch. Während die Zahl an Schülerinnen und Schülern an der Volksschule in den letzten Jahren tendenziell steigt, sinkt sie bei den Musikschulen. «Das hat sicher auch wieder mit dem riesigen Freizeitangebot zu tun, was den Kindern geboten wird. Zusätzlich zu einem vollen Stundenplan, der von der Schule vorgegeben ist», denkt Victor Zindel laut nach. Ausgehend von dieser Problematik hat der Verein monatelang eine neue Strategie 2030 erarbeitet. Mit der ihr ist auch die Vision «Musikalische Ausbildung für alle» aufgebaut worden.

Viele Herausforderungen im Strategieprozess

Nun, im März, führt der Präsident die «Büwo» durch den vorausgegangenen Strategieprozess. Dazu führt er erst die wichtigsten Parameter ins Feld. Der Verein wird unter anderem von öffentlichen Geldern finanziert. Je ein Drittel der Unterrichtskosten übernehmen die Eltern, die Standortgemeinden und der Kanton. Trotzdem unterstehen die Musikschulen nicht etwa dem Schulgesetz, sondern dem Kulturgesetz. «Wie alles hat das Vor- und Nachteile.» Weitere Herausforderungen, welchen die Musikschule Landquart und Umgebung mit der neuen Strategie entgegnen will? Die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund und der Fachkräftemangel, der auch die Musiklehrerinnen und -lehrer betrifft.

Nachfrage und Angebot

Ein ganz schön grosser Berg, findet auch Victor Zindel. Wichtig sei daher, an verschiedenen Orten anzusetzen. Gegen innen mit Weiterbildungen, Führungsgrundsätzen und optimierten Prozessen. Und natürlich auch gegen aussen bei den Angeboten. «Der Köder muss den Fischen schmecken und nicht dem Angler. Anders gesagt: Wir wollen diejenigen Instrumente anbieten, die unsere Kundinnen und Kunden lernen wollen. Da gibt es immer wieder Veränderungen.» Nach wie vor sei die Blockflöte beliebt, um mit einem Instrument zu beginnen. Klassiker wie Gitarre oder Klavier. Und Streichinstrumente. «Auch Blasinstru­mente werden heute noch gern gelernt. Da gibt es übrigens noch mal eine andere Herausforderung. Vielen Blasmusikvereinen in den Regionen fehlt der Nachwuchs. Wir von der Musikschule fragen uns daher auch, wie wir es schaffen, dass die Kinder dranbleiben und nach der Musikschule vielleicht in einem Verein – oder einst sogar in einem Orchester wie der Kammerphilharmonie Graubünden – spielen.»

Und wie ist Victor Zindels Beziehung zur Musik? «Ich höre sehr gern Musik. Ab und zu gehe ich ins Opernhaus oder auf Konzerte. Immer mal wieder liebäugele ich mit dem Saxofon. Ich mag die Dynamiken, die dieses Instrument auslöst. Die Melancholie und die Energie.» Victor Zindel überlegt kurz. «Oder Schlagzeug. Das fasziniert mich auch schon lange. Aber man kann ja nicht alles haben.» Man kann vielleicht nicht alles haben, aber man könnte alles machen. Von Akkordeon bis Waldhorn, von Ballett bis Sologesang, von Blockflöte bis Keyboard.

_{Am Wochenende vom 3. und 4. Mai wird die Tanzproduktion «In 80 Minuten um die Welt» der Musikschule Landquart und Umgebung sowie der Musikschule Prättigau im Forum Landquart aufgeführt. Weitere Infos dazu und zur Musikschule allgemein unter www.mslu.ch.}