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Es hat alles seine Zeit – und sein Mass

Als ehemaliger Mitbegründer und Präsident des Vorstandes und der Kunstsammlung will ich zu den verschiedenen Leserbriefen mit gemischten Gefühlen Stellung nehmen.

Südostschweiz
08.01.14 - 01:00 Uhr

Zum Artikel «Im Münstertal entbrennt ein Kulturstreit» in der Ausgabe vom 12. Dezember und zu diversen Leserbriefen nach der Absetzung von Inge Blaschke als Leiterin des Museums Chasa Jaura in Valchava.

Von den drei Kunstschaffenden des Münstertals – Laura Bott, Esther Schena und Ivo Zen – bin ich erstaunt, dass sie für die gegenwärtige Lage kämpfen wollen, da in den letzten Jahren kein Platz oder keine Möglichkeit für regionale Kultur vorhanden war. Auch ist die Chasa Jaura von November bis Juni geschlossen.

Zur Kündigung der Leiterin des Museums und Kulturzentrums Chasa Jaura will ich nicht Stellung nehmen, das ist eine Angelegenheit des jetzigen Vorstands. Ich verstehe ihn, wenn er eine Änderung der gegenwärtigen Lage vornehmen will. Der Betrieb sollte in Mitarbeit mit dem Vorstand in Kultur- und Kunstausstellungen geführt werden. Eine Integration der Geschichte, des Brauchtums, des Vereinslebens und der Sprache des Tales ist wohl eine Bedingung.

Den Artikel der NZZ von Iso Ca-martin, worin er uns Bergler global der Engstirnigkeit und Provinzialität bezichtigt, weise ich im Namen unserer Bevölkerung zurück. Mit dem Artikel beleidigt er uns Bergler in einer respektlosen Art und Weise.

Den Leserbrief von Giacumin Bass (Ausgabe vom 27. Dezember) will ich beantworten, weil mich dieser persönlich betrifft. Bass kritisiert, dass bei der Restaurierung der Chasa Jaura einiges verhunzt (im Klartext verpfuscht) worden sei. Wir hatten den Auftrag, im Gebäude die Substanz so gut wie möglich zu erhalten und eine Wohnung für den Museumsleiter mit Heizung und Toiletten, die Hammerschmiede und den Kultursaal zu integrieren. Dafür mussten wir zwingend Kompromisse eingehen, ohne die Baustruktur zu gefährden. Die Restauration des Gebäudes wurde durch den erfahrenen Architekten Jachen Ulrich Könz aus Guarda geleitet, in Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege und der Baukommission. Jede kleine Änderung musste bewilligt werden. Gemäss Schlussbericht der kantonalen und schweizerischen Denkmalpflege wurden nach Kollaudation keine Mängel beanstandet. Im Kultursaal über der Arventüre ist nämlich der Vers eingeschnitzt: «Es hat alles seine Zeit – und sein Mass.»

Mathias Wetter, Valchava

Seit 14 Jahren zieht es mich jedes Jahr für ein paar Tage nach Vals. In das stille Dorf, weit ab von Hektik und Alltagssorgen. Ein Dorf, flankiert von imposanten Berggipfeln, wilden Schluchten und sanften Alpen. Eine Gegend, geprägt von Stein und Wasser – aufrechterhalten und gepflegt von Menschen, welche den Touristen stets auf eine stille, tiefsinnige und freundliche Art willkommen heissen.

Vals sorgte unlängst für Schlagzeilen. Weit über die Schweizer Grenze hinaus wurden die Zerwürfnisse der Interessengemeinschaften des Verkaufs des Thermalbads, Unstimmigkeiten in der Gemeinde, im Tourismusverband und einzelner Hotelbetreiber diskutiert. Fragen und Enttäuschung machten sich vor allem bei denen breit, auf welche die Gemeinde voll und ganz angewiesen ist: Investo- ren, Ferienwohnungsbesitzer, Hotelstammgäste und Tagestouristen.

Umso mehr freute mich, was ich über die Silvestertage in Vals angetroffen habe: ungetrübte Gastfreundschaft in meinem Stammhotel «Rovanada», fröhliches Personal in Leis, Gadastatt, bei den Bergbahnen, im Gratisbus, im Dorfladen, bei der Post und anderenorts. Selbst an Silvester: Wie jedes Jahr trafen sich Einwohner und Feriengäste auf dem Dorfplatz, um an einer nicht kopierbaren Feier mit Fackeln und Gratisglühwein vor der Kirche das alte Jahr mit allen Glockenklängen zu verabschieden und ebenso das neue Jahr zu begrüssen.

«Es ist Tradition – die Gemeinschaft muss gepflegt werden!», meinte die Valserin, welche mir den Glühwein ausschenkte. Ich freue mich für dieses Gedankengut. Und ich danke all den vielen Menschen, welche im Tourismusbereich Vals arbeiten. Schön, dass der Gast nach wie vor König ist und er sich rundum wohlfühlen darf.

Marlène Sieber, Niederurnen

Der Präsident des Arbeitgeberverbandes, Valentin Vogt, hat kürzlich orakelt, ohne Personenfreizügigkeit würde die Schweiz keine Fachspezialisten mehr rekrutieren können. Die statistisch nachgewiesenen Zahlen sagen etwas anderes zu dieser Behauptung: An der Spitze aller Einwanderer stehen mit 23 779 Personen (22,8 Prozent) Menschen des Familiennachzugs, keine Spezialisten! Es folgen an zweiter Stelle 9748 (9,3 Prozent) Personen mit unbestimmbarer Berufstätigkeit. Im dritten Rang stehen 7039 (6,7 Prozent) Einwanderer, die zur Aus- und Weiterbildung in die Schweiz gekommen sind. Mit 5230 Personen folgen die kaufmännischen Angestellten, beschäftigt vor allem in den staatsnahen Bürokratien. Im fünften Rang folgen Leute ohne Erwerbstätigkeit: 5230 Personen (fünf Prozent). – Auf Platz 145 der Statistik folgen die Ingenieure, deren Mangel Vogt so wortreich beklagt. Genau 42 Maschinen- und Verfahrensingenieure sind 2012 im Rahmen der Personenfreizügigkeit in die Schweiz eingewandert. Will der Arbeitgeberpräsident von uns tatsächlich erwarten, dass wir 104 300 Menschen aus der EU einwandern lassen müssen, damit er 42 benötigte Spezialisten rekrutieren kann? Die Masseneinwanderungsinitiative will die Zuwanderung gar nicht verbieten würde aber die oben erwähnten Unverhältnismässigkeiten regulieren. Darum Ja zu dieser Initiative am 9. Februar.

Robert Deplazes, Brigels

Der von Martin Zimmermann geleitete Bündner Jugendchor besteht seit 2004. Vorerst gaben die jungen Leute Konzerte im Kanton, dann in verschiedenen Orten der Schweiz und in mehreren Ländern Europas. Höhepunkt für die rund 35 Jugendlichen war sicher die Teilnahme an zwei Festivals in Amerika im vergangenen Sommer. Dass der Chor die Schweiz dort würdig vertreten hat, haben die Sängerinnen und Sänger am 22. Dezember mit weihnachtlichen Werken aus der Moderne bis in die Zeit des Barocks in der Davoser Marienkirche und auch in weiteren Konzerten in Graubünden eindrücklich unter Beweis gestellt.

Die in verschiedenen Sprachen gesungenen Lieder hinterliessen bei den rund 400 Zuhörenden einen nachhaltigen Eindruck. Besonders aufgefallen sind der hervorragend ausgeglichene Chorklang und die ausgezeichnete Präsenz der Singenden. Eindrücklich auch die dynamischen Unterschiede zwischen einem kaum hörbaren Pianissimo und einem weichen Fortissimo. Dass in diesem Chor auch stimmbildnerisch Grossartiges erreicht worden ist, zeigte sich auch, als sich die Chorsänger beim Lied «Tollite hostias» in die Seitengänge des Kirchenraumes begaben. Auf diese Weise waren einzelne Stimmen für die Zuhörenden gut hörbar, mischten sich aber trotzdem zu einem schönen Gesamtklang.

Dass der Chor auch in der Lage ist, wirklich schwierige, ungewohnte Akkorde rein zu singen, hat er vor allem in den modernen Sätzen am Anfang des Konzertes, dann aber auch in den unbegleiteten sehr anspruchsvollen Spirituals unter Beweis gestellt. Erfreulich war auch feststellen zu dürfen, wie die Soprane in der Lage waren, auch die höchsten Töne sauber und gepflegt zu singen. Martin Zimmermann weiss, dass auch in einem musikalisch hochinteressanten Programm durch Umstellungen des Chores und den Wechsel zwischen Konzertisten und Chor zusätzliche Spannung erzeugt werden kann. Für weitere Abwechslung sorgten die hochstehenden Zwischenspiele der Harfenistin und Chorsängerin Isabelle Rohner.

Graubünden darf sich glücklich schätzen, dass Jugendliche sich zu einer Gesangsformation zusammengefunden haben, um so zu Boten hervorragend gepflegten Singens zu werden. Dies ist vor allem das Verdienst des Dirigenten Martin Zimmermann.

Klaus Bergamin, Davos

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