Literarischer und musikalischer Genuss in Privaträumen
Die dreitägige Veranstaltung «Musiksalon» ist am Samstag in Chur und Haldenstein zu Ende gegangen. Am Morgen las Andri Perl, begleitet von Quintinò, aus seinem neuen Roman, am Abend begeisterte das Duo Kappeler/Zumthor die Gäste.
Die dreitägige Veranstaltung «Musiksalon» ist am Samstag in Chur und Haldenstein zu Ende gegangen. Am Morgen las Andri Perl, begleitet von Quintinò, aus seinem neuen Roman, am Abend begeisterte das Duo Kappeler/Zumthor die Gäste.
Von Maya Höneisen
Chur/Haldenstein. – Auch wenn der Zugang zu Bernd Stieghorsts Dokumentationsbibliothek Moderne Skulptur in Chur etwas trostlos und unwirtlich ist, der Abstieg in die «Unterwelt» des Gebäudes an der Ringstrasse hat sich gelohnt. Die Gäste der von Martina Mutzner vor drei Jahren ins Leben gerufenen Reihe «Musiksalon» kamen am Samstagmorgen zwischen raumhohen, vollgepropften Bücherregalen in den Genuss eines exklusiven Anlasses. Andri Perl las in Stieghorsts Bücherwelt aus seinem neuen Roman «Die Luke». Er wird im Sommer dieses Jahres erscheinen.
Begleitet wurde Perl von drei Musikern aus der Formation Quintinò, Guido Decurtins (Akkordeon), Fredy Manser (Klarinette) und Michel Estermann (Gitarre). Ihre Weltmusikklänge passten hervorragend zu den Texten und zur Stimmung im kleinen Raum.
Dichte literarische Bilder
Einen eigentlichen Plot habe sein neues Buch nicht, erklärte Perl. Vielmehr stünden Figuren und Stimmungen im Vordergrund sowie der Umgang mit Leere und Burnout. Genau dies vermochte die Kostprobe auch zu transportieren. Die Schwere, welche die Protagonisten umgibt, beschreibt Perl sehr feinfühlig, mit einer äusserst detaillierten Beobachtungsgabe und in einer behutsamen Sprache, die melancholische Zwischentöne ebenso erlaubt wie die Leichtigkeit des Humors.
Im Anschluss an die musikalische Lesung führte Stieghorst durch seine Bibliothek. Sie bestehe aus den drei Schwerpunkten Fotografie, Architektur und bildende Kunst und sei, was Letzteres anbetreffen würde, die grösste Privatbibliothek weltweit, meinte er. Allein die rund acht Laufmeter Kunstbände zu Picasso auf den Regalen lassen erahnen, wie gross die Sammlung sein muss, deren grösserer Teil in Köln noch auf den Transport nach Chur wartet.
Eine kongeniale Zusammenarbeit
Ein Grossteil des morgendlichen Publikums traf am Abend mit weiteren Gästen, die den Weg dahin gefunden hatten, in Haldenstein zusammen. Schliesslich warteten im Hause Zumthor an die 70 Gäste auf einen weiteren Höhepunkt der Veranstaltungsreihe. Peter und Annalisa Zumthor begrüssten ihren Sohn, den Schlagzeuger Peter Conradin Zumthor, und dessen Partnerin, die Pianistin Vera Kappeler, im eigenen Haus. Es sei sozusagen ein Doppelhauskonzert, sagte Annalisa Zumthor zum Anlass, und sie sei stolz darauf, den eigenen Musiker hier zu haben.
Als Grundlage seines Programms nahm das Duo die «Babylon-Suite», die es im Sommer 2012 im Rahmen des Origen-Festivals in der Kaverne von Tinizong aufgeführt hatte. Diese Komposition brachte den beiden schon damals die Aufmerksamkeit des legendären Jazz- und Klassiklabels ECM, das in der Neuen Musik als führend gilt. Wie stets bei ihren Konzerten zelebrierten Kappeler/Zumthor die Musik nachgerade in einer dichten, intensiven Klangwelt, eigenwillig, einmal filigran, dann wiederum archaisch und elementar. Das begeisterte Publikum entliess die Musiker denn nach der über einstündigen Aufführung auch nicht ohne Zugabe.
Mutzner zeigte sich mit der dritten Ausgabe der Musiksalons zufrieden. Insgesamt sei es dieses Jahr ein bisschen träger gewesen als die Jahre zuvor, sagte sie. Das sei möglicherweise der Dichte an Veranstaltungen in Chur an diesem Wochenende zuzuschreiben, sagte sie. Dass drei neue Veranstaltungsorte dazugekommen seien, die Villa Kiss, die Räume des Jugendtheaters Graubünden und das Stuppishaus, bestärke sie jedoch in der Entscheidung, der dritten auch eine vierte Ausgabe von «Musiksalon» folgen zu lassen. Mutzner selbst ist ausgebildete Mezzosopranistin und war im Theaterstück «Die Fremdenindustrie», das im Januar auf der Bühne des Theaters Chur Erfolge feierte, für die Dramaturgie verantwortlich.
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